Kurzbericht

Prognosen des IfW Kiel und tatsächliche Entwicklung im Jahr 2020

Autoren

  • Jannsen
  • N.
Erscheinungsdatum

Die Corona-Pandemie hat im Jahr 2020 zu deutlich größeren Prognosefehlern als üblich geführt. Sie hat die Konjunkturanalyse dabei in mehrerlei Hinsicht erschwert. Gerade zu Beginn war schwer einschätzbar in welchen Bereichen und welchem Ausmaß es zu wirtschaftlichen Beeinträchtigungen kommen wird, da bislang wenig Erfahrungswerte vorlagen und die globale Dimension die Abschätzung zusätzlich erschwerte. Zudem hing die wirtschaftliche Entwicklung maßgeblich vom weiteren Pandemieverlauf und damit zusammenhängend von den öffentlichen und privaten Maßnahmen zum Infektionsschutz im In- und Ausland ab. All dies war jedoch nicht vorhersehbar und ging jeweils in Form von Annahmen und Setzungen in die Prognosen ein. Schließlich haben die Frühindikatoren und Modelle, die in normalen Zeiten für die kurze Frist eine recht hohe Aussagekraft bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung besitzen, im vergangenen Jahr teilweise erheblich an Prognosegüte eingebüßt. Dazu beigetragen hat, dass sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie teils auf Branchen (z.B. konsumnahe Dienstleistungen) konzentrierten, für die kaum aussagekräftige Frühindikatoren vorliegen. Da diese Branchen normalerweise nur eine recht geringe Bedeutung für die konjunkturellen Schwankungen haben, kommt ihnen in Standardmodellen nur ein kleines Gewicht zu. Ferner fällt der Zusammenhang von wirtschaftlicher Entwicklung und qualitativen Stimmungsindikatoren, die für Deutschland eine hohe Prognosegüte aufweisen, in Krisenzeiten offenbar deutlich anders aus als in normalen Zeiten, und diese Änderungen können während einer Krise nur schwer abgeschätzt werden. Auch nach der Pandemie wird dieser Umstand für die Anwender von Prognosemodellen noch bedeutsam sein, etwa mit Blick auf die Auswahl, Evaluation und Schätzung von Modellen (Lenza und Primiceri 2020).

Experte IfW Kiel

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