IfW Kiel in den Medien

"Ohne stabiles Geld ist jede Sozialpolitik auf Sand gebaut"

Erscheinungsdatum

... Herr Kooths, herzlichen Glückwunsch. Sie haben schon 2021 klarer als andere vor wachsenden Inflationsgefahren gewarnt. Haben Sie eine Kristallkugel hier in Ihrem Institut in Kiel, aus der sie solche Dinge ablesen können?
Schön wär''s. Den russischen Angriff auf die Ukraine haben natürlich auch wir nicht vorhergesehen. Eine Tendenz zur Energieverteuerung allerdings gab es auch schon vorher. Hinzu kam das Ende der Corona-Krise, in der weltweit massive Fiskalprogramme über die Notenpressen finanziert wurden. Das hat künstliche Kaufkraft geschaffen, die während der Lockdowns nicht ausgegeben wurde.
Es war klar, dass eine ungewöhnlich große Nachfrage auf ein begrenztes Angebot treffen würde. Dass in einer solchen Szenerie auf breiter Front die Preise steigen, war also seriös prognostizierbar, ohne Kristallkugel. Regierungen und Notenbanken in der EU und den USA spielten damals alles noch runter, offiziell wurde "ein nur vorübergehender Teuerungseffekt" nach der Corona-Krise erwartet.
Genau darin lag der Fehler. Man betrachtete nur eine einzige Ebene des Geschehens und glaubte an eine Teuerungswelle, die schnell vorüberzieht. Schon damals aber zeichnete sich ein komplexes Ineinandergreifen diverser Faktoren ab, die allesamt das Zeug haben, preistreibend zu wirken. Im Hintergrund schlummern längerfristige Inflationsgefahren, die damals wegen Corona und heute wegen des Krieges übersehen werden. ...

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