IfW Kiel in den Medien

„Russlands Staatsverschuldung ist geradezu winzig“

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... Der Handelsexperte des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Rolf J. Langhammer, bezweifelt, dass die westlichen Sanktionen Russland zum Einlenken im Krieg gegen die Ukraine bewegen (…)

WirtschaftsWoche: Prof. Langhammer, die EU will ein Ölembargo gegen Russland verhängen, um die russische Wirtschaft zu schwächen und Präsident Putin dazu zu bewegen, den Krieg gegen die Ukraine einzustellen. Wie beurteilen Sie die Erfolgschancen dieses Vorhabens? 


Rolf J. Langhammer: Wer glaubt, Russland mit einem Ölembargo schnell in die Knie zwingen zu können, der wird enttäuscht werden. Der russische Staat und die weitgehend vom Staat gelenkte Wirtschaft des Landes sind finanziell und materiell auf einen längeren Krieg vorbereitet. Der Internationale Währungsfonds hat Russland in seinem jüngsten Länderbericht von Anfang 2021 eine hohe finanzpolitische Solidität bescheinigt. Wenn man es in Schulnoten ausdrücken will, hat er dem Land in der Haushaltspolitik eine Eins Plus mit Sternchen vergeben. 

Wie kommt das? 
Russland hat in den vergangenen Jahren eisern Ausgabendisziplinen geübt. Die Staatsverschuldung ist mit 20 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt geradezu winzig, wenn man sie mit westlichen Ländern vergleicht. Der derzeit hohe Ölpreis beschert Russlands Staatshaushalt zudem hohe Einnahmen, das Land könnte dadurch finanziell sogar mit der Hälfte der bisherigen Ölexportmenge auskommen. Zumal die reinen Förderkosten für russisches Öl  nur bei 10 bis 15 Dollar je Fass liegen. Nicht zu vergessen, dass Russland einen milliardenschweren Staatsfonds aufgebaut hat, mit dessen Mitteln es Einnahmenschwankungen in seinem Staatshaushalt ausgleichen kann. Putin hat die finanzielle Abhängigkeit seines Landes vom US-Dollar und den Dollar-Finanzströmen in den vergangenen Jahren deutlich verringert. ...

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Experte IfW Kiel