News

Winterprognose IfW Kiel: Deutsche Wirtschaft dürfte 2025 nur stagnieren

"Deutschlands Wachstumsschwäche tritt offen zutage und jeder unvorhergesehene Störfaktor von außen kann den Unterschied zwischen einem Plus oder einem Minus bei der Wirtschaftsleistung bedeuten“, sagt Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel.

Die zu erwartenden Zölle aus den USA sind für rund die Hälfte der Abwärtsrevision für das nächste Jahr verantwortlich, weil die protektionistische Agenda der neuen US-Regierung wohl die Ausfuhren zusätzlich bremsen wird.

Dabei haben diese schon zuletzt aufgrund der nachlassenden Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nicht mehr mit dem Welthandel Schritt halten können. Die Exporte dürften in der Folge sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr um fast 1 Prozent zurückgehen und erst 2026 wieder zulegen (+1,8 Prozent).

Die nun notwendige vorläufige Haushaltsführung dämpft das BIP 2025 mit 0,1 Prozent nur geringfügig. Mit den vorgezogenen Neuwahlen besteht die Möglichkeit, dass sich die Zeit hoher wirtschaftspolitischer Unsicherheit um mehr als ein halbes Jahr verkürzt.

„Die Krise ist maßgeblich eine Krise der Industrie. Dort zeigen sich Symptome wie sonst nur nach massiven Makro-Schocks. Die Kapazitätsauslastung liegt mittlerweile 5 Prozentpunkte unter den Tiefpunkten in gewöhnlichen Rezessionsphasen. Unter der gesamtwirtschaftlichen Wellblechkonjunktur der vergangenen Jahre kämpft die deutsche Wirtschaft mit massiven Standortschwächen, die kaum noch Auftriebskräfte zulassen“, sagt Stefan Kooths, Konjunkturchef des IfW Kiel.

Jetzt Berichte lesen:

Erst für 2026 ist mit einer moderaten Aufwärtsentwicklung zu rechnen, die Wirtschaftsleistung dürfte dann um 0,9 Prozent zulegen. Ein Drittel davon ist aber der hohen Zahl an Werktagen zu verdanken.

Nur schwache Impulse sind vom privaten Konsum zu erwarten. Nach dem deutlichen Anstieg der Kaufkraft der privaten Haushalte im laufenden Jahr um 1,3 Prozent werden sie im kommenden Jahr wohl leicht schrumpfen und erst 2026 wieder zulegen.

Die Bauinvestitionen gehen laut Prognose 2024 und auch 2025 abermals zurück. Sie sind dann seit 2020 um rund 15 Prozent gesunken. Für die Bruttoanlageinvestitionen zeichnet sich dank der sich etwas bessernden Finanzierungsbedingungen allmählich ein Durchschreiten ihrer tiefen Talsohle ab.

Die Inflationsrate dürfte von 2,2 Prozent im laufenden und im kommenden Jahr auf 2 Prozent 2026 zurückgehen.

Arbeitslosigkeit steigt, Haushaltslage angespannt 

Die gesamtwirtschaftliche Schwäche hinterlässt deutliche Schrammen am Arbeitsmarkt und bei den Staatsfinanzen.

Die Zahl der Arbeitslosen nahm seit Sommer 2022 (ohne ukrainische Flüchtlinge) um 370.000 Personen zu. Die Arbeitslosenquote dürfte von 6 Prozent im laufenden Jahr auf 6,3 Prozent in den kommenden beiden Jahren steigen.

Vorbehaltlich einer finanzpolitischen Neuausrichtung einer neuen Bundesregierung fällt das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit in den Jahren 2025 und 2026 schätzungsweise um rund 5 bzw. 20 Mrd. Euro höher aus als noch im Herbst erwartet. In Relation zur Wirtschaftsleistung belaufen sich die Fehlbeträge auf 1,9 bzw. 2,1 Prozent, nach 2,3 Prozent im laufenden Jahr.

Die Weltwirtschaft dürfte dieses Jahr um 3,2 Prozent zulegen, in den kommenden beiden Jahren je um 3,1 Prozent. Entscheidend ist die Handelspolitik der neuen US-Regierung sein, die Ausrichtung der Notenbanken und die wirtschaftliche Entwicklung Chinas, wo sich die Exportaussichten angesichts der geopolitischen Lage eingetrübt haben.