Statement
Mercosur-Abkommen dringend nötig, um geoökonomisch nicht ins Hintertreffen zu geraten
„Wer mit Europa verhandelt, bekommt einen Vortrag. Wer mit China verhandelt, bekommt einen Hafen. Wie viel Wahrheit in dieser Redewendung steckt, zeigt sich aktuell in Peru. Dort kann man quasi in Echtzeit dabei zuschauen, wie Europa geoökonomisch an Boden verliert und China ihn gewinnt. Das liegt vor allem auch am drohenden Aus für das Handelsabkommen Mercosur der EU mit lateinamerikanischen Ländern.
Denn die Bedeutung des von China gebauten Containerhafens Chancay in Peru geht weit darüber hinaus, dass sich dadurch die Frachtzeiten von China an Lateinamerikas Westküste halbieren. Er ist von großer geoökonomischer Wichtigkeit.
Wenn die Anschlussprojekte für eine Eisenbahnstrecke und Straßen in Richtung Brasilien abgeschlossen sind, wird sich der gesamte lateinamerikanische Handel mit Asien weg vom Atlantik und der Route durch den US-näheren Panamakanal direkt zum Pazifik verschieben. Die chinesische Staatsreederei COSCO schließt als wesentlicher Betreiber von Chancay mit ihrer Logistiktechnologie und -kompetenz eine Lücke in ihrem Netz von Hafenbeteiligungen rund um den Globus. Sie nimmt damit ganz im Sinne der von der chinesischen Führung propagierten physischen, maritimen und digitalen Seidenstraße Einfluss auf die Kontrolle von Räumen, Routen und Ressourcen.
Für die EU und ihre sich jahrzehntelang dahinschleppenden Verhandlungen um Freihandelsabkommen mit lateinamerikanischen Ländern sollte dies ein Wecksignal sein: Im Wettbewerb um den Zugang von wichtigen Ressourcen aus Lateinamerika hat China mit Chancay Fakten geschaffen. Gleichzeitig steht das Mercosur-Abkommen wegen des Widerstands Frankreichs und seiner Bauern, unterstützt von Italien, kurz vor dem Scheitern. Um im geoökonomischen Kräftemessen mit den von Donald Trump geführten USA und China zu bestehen, muss Europa jetzt alles daransetzen, mit Mercosur zu einem erfolgreichen Vertragsabschluss zu kommen.“