Statement

EZB-Zinssenkung dürfte als Konjunkturimpuls nicht ausreichen

„Mit Blick auf die sich stabilisierende Inflationsrate und die negativen Konjunkturaussichten ist die jüngste Zinssenkung der EZB als Versuch zu interpretieren, der schwächelnden Wirtschaft im Euroraum auf die Sprünge zu helfen. Weitere Zinssenkungen sind daher in den kommenden Monaten zu erwarten. Die EZB hofft, mit niedrigeren Zinsen bei stabilen Inflationsraten nahe des Zielwertes von 2 Prozent Investitionen und Konsum anzuregen und so zu höherem Wirtschaftswachstum beizutragen.

Ob dies gelingt, hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab: Erstens, wie entwickelt sich die Krise im Maschinenbau und im Automobilsektor, insbesondere in Deutschland, der größten Volkswirtschaft im Euroraum? Zweitens, welchen Effekt werden die von Trump angekündigten Zölle auf die europäische Wirtschaft haben?  Drittens, wie wirken die Regierungskrisen in Deutschland und Frankreich auf die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone?

Die EZB hat keinen direkten Einfluss auf die Strukturkrise in der Industrie, die Wirtschaftspolitik der Trump-Administration oder nationale Regierungskrisen. Alle diese Faktoren deuten aber auf eine weitere Verschlechterung der Konjunktur im kommenden Jahr hin und wirken tendenziell deflationär. Sollte Trump wie angekündigt chinesische Importe mit hohen Strafzöllen belegen, würde dies beispielsweise die Preise in Europa eher drücken, weil vermehrt billigere chinesische Importe in den europäischen Markt drängen würden. Daher könnten deutlich größere Zinssenkungen nötig werden, um deflationäre Tendenzen zu vermeiden und die Wirtschaft zu stützen. Dies wäre ein deutliches Signal und könnte verhindern, dass die Geldpolitik die Konjunktur in der Eurozone zusätzlich dämpft.”