Statement
Die Zeit hoher Reallohnzuwächse geht bald zu Ende
„Das Jahr 2024 steht ganz im Zeichen kräftiger Lohnzuwächse, die oberhalb der Teuerungsraten liegen. Auch im dritten Quartal 2024 war der Anstieg der nominal gezahlten Löhne und Gehälter so hoch, dass sich die Erholung der Reallöhne fortsetzte. Im Schlussquartal dieses Jahres dürfte der Reallohnzuwachs wohl noch einmal ähnlich hoch ausfallen. Maßgeblich für die hohen Reallohnzuwächse in diesem Jahr ist, dass die Löhne und Gehälter – etwa aufgrund von Tarifverträgen mit Laufzeiten von ein bis zwei Jahren – erst mit Verzögerung auf den Inflationsschub der vergangenen Jahre reagiert haben, während sich die Inflation zurückbildete.
Dieser Aufholprozess geht jedoch allmählich zu Ende. Das Verhältnis zwischen Löhnen auf der einen Seite und Preisen und Arbeitsproduktivität auf der anderen Seite hat sich größtenteils normalisiert. Die Reallöhne dürften sich daher nun wieder stärker an der Arbeitsproduktivität orientieren. Diese ist angesichts der wirtschaftlichen Stagnation seit Jahren nicht gestiegen. Solange dies so bleibt, sind größere Reallohnzuwächse trotz Arbeitskräftemangel nicht möglich, ohne die Beschäftigung zu gefährden. Eine vollständige Erholung zum Vorkrisentrend – also dem Reallohnniveau, das ohne Pandemie und Inflationsschub realistisch wäre – zeichnet sich daher nicht ab. Der jüngste Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie ist in dieser Hinsicht ein erstes Indiz. Die dort vereinbarten Gehaltssteigerungen fallen real deutlich schwächer aus als beim Abschluss vor zwei Jahren.“