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Ausgleichszölle auf chinesische Elektroautos: Chance für EU, offen, nachhaltig, und entschlossen zu agieren

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Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und das Supply Chain Intelligence Institute Austria (ASCII) zeigen anhand von Simulationen eines Handelsmodells (des KITE-Modells) mit vielen Ländern und Sektoren, dass durch die ab dem 4. Juli 2024 geltenden vorläufigen Ausgleichzölle, die Einfuhren von Kraftfahrzeugen aus China um 42 Prozent zurückgehen werden. Dieser Rückgang wird größtenteils durch höhere Verkäufe europäischer Produzenten in der EU und teilweise durch höhere Einfuhren aus Drittländern ausgeglichen. Die Autopreise werden durch die Ausgleichszölle langfristig aber nur geringfügig beeinflusst. So könnten in der EU die Preise für Elektroautos um durchschnittlich 0,3 bis 0,9 Prozent steigen und in China sinken. Kurzfristig könnten diese Effekte größer sein.

„Die Wertschöpfung in der EU-Autoindustrie wird voraussichtlich um 0,4 Prozent steigen, während sie in China um 0,6 Prozent sinken wird“, sagt Julian Hinz, Forschungsdirektor Handelspolitik am IfW Kiel und Mitautor des heute erschienen Kiel Policy Briefs „Time to be Open, Sustainable, and Assertive: Tariffs on Chinese BEVs and retaliatory measures“. Die erwartete Wohlstandserhöhung in den meisten EU-Ländern wird mit weniger als 0,01 Prozentpunkten kaum spürbar sein.

Bestehende Einfuhrzölle abschaffen?

Unabhängig von den jetzt beschlossenen Ausgleichszöllen, erhebt die EU Einfuhrzölle in Höhe von 10 Prozent auf Autos aus WTO-Mitgliedsländern, mit denen sie kein Freihandelsabkommen geschlossen hat. Wenn die EU diese Zölle auf batteriebetriebene Elektrofahrzeuge auf null senkt, könnten die Preise in der EU um bis zu 0,8 Prozent zurückgehen. Gleichzeitig würden die Autoeinfuhren aus China nur um rund 20 Prozent zurückgehen, während die Einfuhren aus Drittländern um gut 1 Prozent steigen würden. „Der Wohlstand in der EU erhöht sich stärker als beim reinen Ausgleichszollszenario, und die grüne Transformation wird günstiger dank mehr ‚fairem‘ Handel“, so Julian Hinz.

„Damit könnte die EU vorführen, was die neue handelspolitische Doktrin, der zufolge die Handelspolitik ‚offen, nachhaltig und entschlossen‘ zu sein hat, in der Praxis bedeutet“, ordnet Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) und Mitautor des Kiel Policy Briefs, ein. „Die EU setzt sich mit den Ausgleichszöllen für das multilaterale Handelssystem und gleiche Wettbewerbsbedingungen ein. Andererseits könnte sie durch ein Entgegenkommen bei den bestehenden Einfuhrzöllen zeigen, dass sie auch die Leistbarkeit von Elektroautos und die grüne Transformation im Blick behält.“

Zölle auf Schweinefleisch mit geringen Effekten

„Prinzipiell reagiert die EU zu Recht mit Ausgleichszöllen auf die verzerrenden Handelspraktiken Chinas“, sagt Gabriel Felbermayr. „Gleichzeitig sollte die EU alles tun, um ein Verhandlungsergebnis zu erzielen und Eskalationsspiralen zu vermeiden. Dafür ist bis Anfang November 2024 Zeit, dann würden die definitiven Zölle verhängt werden. Bis dahin muss die Kommission auch die in manchen Mitgliedsstaaten existierenden Zweifel an ihrer Methode ausräumen und gegebenenfalls die Ausgleichszölle anpassen“.

China hat als Reaktion bereits angekündigt, die Anwendung von Antidumpingzöllen in Höhe von 50 Prozent auf Schweinefleischlieferungen aus der EU zu untersuchen. Das wäre für Schweinebauern vor allem in Dänemark, Spanien und Deutschland unangenehm. Weil die Exporte aber seit einigen Jahren deutlich sinken, würde diese Maßnahme wohl nur geringe Auswirkungen auf den Wohlstand in der EU haben. Felbermayr: „Mit Gegenzöllen, ob sie nun legitim sind oder nicht, war zu rechnen. Dass China bisher aber keine schärferen Waffen zückt, zeigt, dass es verhandlungsbereit ist.“