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Die Corona-Krise wird das Verhalten der Menschen nachhaltig verändern
Drei Fragen an Gabriel Felbermayr, Präsident des IfW Kiel, zu den ökonomischen Folgen der Corona-Krise.

Gabriel Felbermayr | Präsident Institut für Weltwirtschaft
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© Kiel Institute / Michael Stefan
Warum sind die wirtschaftliche Folgen der Corona-Epidemie so heftig?
Gabriel Felbermayr: "Die Corona Krise ist eine ziemlich heftiger Angebotsschock, viele Menschen können jetzt nicht arbeiten, oder sie können keine Geschäfte machen, weil der Staat Quarantäne auferlegt hat. Und das in einem großen Ausmaß. Ein Monat Stillstand bedeutet ein Zwölftel Produktionsausfall für die deutsche Volkswirtschaft. Wenn wir nur einen halben Monat dicht machen, reden wir schon von 4 Prozent."
Was sollte der Staat jetzt tun, und was besser sein lassen?
"Der Staat hat schon eine ganze Reihe von Maßnahmen ergriffen, zum Beispiel das Kurzarbeitergeld, das es ja schon gibt und wo wir gute Erfahrungen haben, und das wird ausgedehnt auf Leiharbeiter zum Beispiel, das ist wichtig, auch auf Unternehmen, die gar nicht selber so stark betroffen sind. Dann gibt es eine ganze Palette von Liquiditätshilfen für Unternehmen, zum Beispiel die Stundung von Steuerschulden oder das Einstellen von Vorauszahlungen, so genannte Verlustrückträge, all das ist zu begrüßen und positiv. Was ich nicht so positiv sehe, ist die Diskussion um das Helikoptergeld. Da geht es darum, Haushalten direkt Geld zu überweisen, das führt aber auch dazu, dass Haushalte Geld bekommen, die es gar nicht so dringend brauchen. Ein Beamter zum Beispiel braucht jetzt keine Extrazahlung, und das ist wenig zielgerichtet. Helikoptergeld aus dem Lehrbuch ist auch etwas, das die Geldpolitik macht, und die ist jetzt nicht gefragt. Es geht jetzt um fiskalpolitische Maßnahmen, die wir vorhin erwähnt haben, die sind genau richtig. Eine Konjunkturbelebung, die ein Helikoptergeld leisten könnte, brauchen wir, wenn die Krise durch ist. Aber nicht während der Krise, da sollen die Leute ja nicht in die Biergärten getrieben werden, um das Geld auszugeben, das sie vom Staat bekommen."
Wird nach der Corona-Krise alles wieder sein wie vorher?
"Ersteinmal ist die Corona Krise sicherlich ein großer Schock, der das Verhalten der Menschen verändern wird, nachhaltig verändern wird. Man wird über Gesundheit neu nachdenken, man wird über Lieferketten in Unternehmen neu nachdenken. Das ist das eine. Das andere ist, wenn wir jetzt über Monate die wirtschaftliche Aktivität herunter regeln, auf 50 Prozent vielleicht, dann wird hier Wertschöpfung verloren gehen, Produktion, die sonst stattgefunden hätte, findet nicht statt. Einkommen, die verdient worden wären, werden nicht verdient. Die Größenordnungen, über die wir reden, das sind 150 bis 300 Milliarden Euro, die im deutschen BIP fehlen werden 2020. Das lässt sich auch nicht nachholen. Das heißt, es gibt einen großen volkswirtschaftlichen Schaden, der nachhaltig sein wird."