Statement

Inflation wohl auch im nächsten Jahr überdurchschnittlich

“Die Inflation dürfte im November allmählich die Spitze erreicht haben. Ein Teil der hohen Preisanstiege stellt eine Normalisierung dar, nachdem die Inflation im Krisenjahr 2020 besonders niedrig war. Seinerzeit sanken vor allem Rohstoffpreise zwischenzeitlich stark und die Mehrwertsteuer wurde vorübergehend gesenkt. Zwar wird der Preisauftrieb spätestens zum Jahreswechsel wohl wieder abnehmen, schon alleine, weil dann der Mehrwertsteuereffekt aus dem Vorjahresvergleich entfällt. Allerdings wird die Inflation voraussichtlich auch im kommenden Jahr überdurchschnittlich hoch bleiben.

So werden die jüngsten außergewöhnlich starken Erzeugerpreisanstiege von den Unternehmen erst mit etwas Verzögerung an die Verbraucher weitergegeben und somit auch noch in das kommende Jahr hineinwirken. Auch die Lieferengpässe werden wohl noch einige Zeit anhalten. Insgesamt sprechen die Rahmenbedingungen für einen weiterhin erhöhten Preisauftrieb.

Die Pandemie hat einen guten Nährboden für eine höhere Inflation geschaffen. So haben die privaten Haushalte ihren Konsum für längere Zeit deutlich zurückgefahren und seit dem Beginn der Pandemie etwa 200 Mrd. Euro bzw. rund 11 Prozent des privaten Konsums eines Jahres an zusätzlicher Ersparnis angehäuft, so dass ihre Zahlungsbereitschaft derzeit recht hoch sein dürfte. Gleichzeitig verknappen die Lieferengpässe das Angebot und erhöhen die Produktionskosten. Dabei werden insbesondere durch die Pandemie finanziell angeschlagene Unternehmen dazu tendieren, höhere Kosten in stärkerem Umfang an ihre Kunden weiterzureichen.  

Diese Rahmenbedingungen stimulieren die Inflation im gesamten Euroraum und führen dazu, dass sich die Inflation erstmals seit geraumer Zeit oberhalb des Inflationsziels der EZB zu verfestigen droht. Die EZB steht vor einer echten Nagelprobe, insbesondere wenn die Inflationserwartungen deutlich anziehen.”