Statement

Durchgreifende Erholung in der Industrie lässt trotz Produktionsanstiegs auf sich warten

­ „Die deutsche Industrie leidet weiter massiv unter den derzeitigen Lieferproblemen. Daran ändern auch die positiven Oktoberzahlen nichts. Angesichts der schwachen Entwicklung zuvor ist der Produktionsanstieg im Oktober eher ein Tropfen auf den heißen Stein. 

Die Industrieproduktion liegt gegenwärtig um etwa 10 Prozent unter dem Niveau, das angesichts der eingehenden Auftragseingänge zu erwarten wäre. Der Erwartungswert ergibt sich aus der historischen Korrelation beider Größen seit der Wiedervereinigung.

Besonders schwerwiegend sind die Lieferengpässe weiterhin in der Automobilindustrie. Hier hinkt die Produktion trotz des kräftigen Anstiegs im Oktober den Auftragseingängen noch um fast 40 Prozent hinterher. Die große Bedeutung der Automobilbranche für die deutsche Wirtschaft ist ein Grund dafür, dass Deutschland im internationalen Vergleich besonders von den Lieferengpässen betroffen ist.  

Sehr groß ist die Diskrepanz zwischen Auftragseingängen und Produktion auch in der Elektrotechnik und im Maschinenbau, wo die Lücke zwischen 10 und 20 Prozent beträgt. Deutlich geringer sind die Belastungen dagegen in anderen Branchen wie der chemischen und der pharmazeutischen Industrie oder dem Metallgewerbe, in denen die Produktion zuletzt kaum hinter den Auftragseingängen zurück hing.

Eine durchgreifende Erholung der Industrieproduktion wird wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen. So hat sich der hohe Anteil an den weltweiten Frachtkapazitäten, der sich vor großen Häfen aufgestaut hat, bis zuletzt kaum verringert. Auch laut Unternehmensbefragungen ist für die nächsten Monate noch keine nachhaltige Linderung in Sicht.

Sobald sich die Lieferengpässe lösen, wird die Produktion kräftig zulegen. Die zuletzt deutlichen Rückgänge der Auftragseingänge ändern daran zunächst einmal wenig, da sich die Auftragsbestände der Unternehmen auf Rekordniveau befinden und es ohnehin längere Zeit in Anspruch nehmen wird, sie abzuarbeiten. Insgesamt bleibt die Lage bei den internationalen Lieferketten aber fragil, und Rückschläge beispielsweise aufgrund der Verbreitung der neuen Omikron-Variante können die Lage weiter verschärfen.“