Projekt

Wirtschaftswissenschaftliches Cluster Afrikaforschung


Projektbeginn: 01.03.2021


Afrika ist in der deutschen öffentlichen Wahrnehmung immer noch ein Kontinent der Krisen, während andere geopolitische Akteure auf die Chancen blicken und sich engagieren, um ihre wirtschaftlichen Verflechtungen mit Afrika auszubauen. Die Chancen in Afrika liegen sowohl in bisher nicht ausgeschöpften Potenzialen, beispielsweise für privatwirtschaftliches Engagement, aber auch in der weiter wachsenden, immer besser ausgebildeten afrikanischen Bevölkerung.

Wohlinformierte Politik und Unternehmensentscheidungen benötigen aber auch eine klare Benennung der Risiken. Nur bei einer realistischen Einschätzung können beispielsweise Unternehmen über den Markteintritt sinnvoll entscheiden oder politische Maßnahmen entwickelt werden, die bestehende Hemmnisse wirksam adressieren. Risiken sind dabei nicht nur auf der Länderebene zu finden, wie die Covid-19-Pandemie und der russische Angriff auf die Ukraine gezeigt haben. Für viele Unternehmen wird die Diversifikation der Lieferketten in Zukunft eine größere Rolle spielen müssen, wenn sie globale Risiken minimieren und Abhängigkeiten verringern wollen. Dies schafft im Energie-, Produktions-, und Dienstleistungsbereich neue Möglichkeiten für Anbieter in afrikanischen Ländern.

Bisher gibt es allerdings wenig wirtschaftswissenschaftliche Forschung, die sich dezidiert mit Unternehmensentscheidungen, Handels- und Investitionspolitik sowie dem makroökonomischen Rahmen (Wachstum, Stabilität, Staatseinnahmen und -schulden) in Afrika beschäftigt. In der ersten Projektphase hat der Wirtschaftswissenschaftliche Cluster Afrikaforschung bereits erfolgreich begonnen, diese Themen zu bearbeiten und beispielsweise durch die Zusammenstellung neuer Datenbanken eine Grundlage für eine deutlich ausgebaute wirtschaftswissenschaftliche Afrikaforschung in Deutschland zu legen.

Darauf baut die zweite Phase des Clusters auf, mit drei übergreifenden Themenblöcken:

  1. Die Unternehmensebene mit besonderem Fokus auf Potenziale sowie unternehmerische Aktivität in afrikanischen Märkten. Dabei geht es vor allem um die Identifikation von Entscheidungs- und Erfolgsfaktoren für afrikanische und deutsche Unternehmen, die in afrikanischen Ländern aktiv sind. Eine wichtige Rolle spielen die Bereiche Digitalisierung und Technologie.
  2. Investitionen und Handel in und mit afrikanischen Ländern sowie die dahinterstehenden politischen Rahmenbedingungen. Untersucht wird u.a. die Bedeutung von Marktgrößen, Fachkräftepotenziale, und handelspolitische Regelungen. Interessant sind aber auch Handels- und Investitionsnetzwerke zwischen Unternehmen, mit Blick auf lokale und globale Wertschöpfungsketten sowie auf Technologietransfers innerhalb der Netzwerke.
  3. Fragen der makroökonomischen Entwicklung, der Stabilität und der öffentlichen Finanzen in Afrika. Ein wichtiger Baustein ist die Identifikation der Länder mit besonderem Wachstumspotenzial. Die Realisation der Potenziale hängt unter anderem auch von staatlichen Investitionen beispielsweise in den Bildungsbereich und in die physische Infrastruktur ab. Dafür sind erhebliche Mittel nötig, die finanziert werden müssen. Daher richten wir den Blick einerseits auf die Einnahmensituation der afrikanischen Länder und andererseits auf die Frage der Verschuldung.

Der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und vom Bundesministerium der Finanzen geförderte Cluster ist am IfW Kiel angesiedelt und wird von Prof. Tobias Heidland und Prof. Rainer Thiele geleitet.

 

Partner ist die ESB Business School Reutlingen mit ihrer Forschungsgruppe "Doing Business in Africa" unter der Leitung von Prof. Philipp von Carlowitz.

Die erste Projektphase startete im Frühjahr 2021, mit Beginn des Jahres 2023 geht das Projekt in die zweite Phase. Wichtige Ergebnisse der ersten Phase sind:

Africa Monitor

Der Africa Monitor ist eine interaktive Plattform, die führende Wirtschaftsindikatoren für 55 afrikanische Volkswirtschaften verfolgt und Wirtschaftsanalysen sowie Analyseinstrumente zur Überwachung der wirtschaftlichen Entwicklungen in Afrika bereitstellt. Der Monitor besteht aus mehreren Bausteinen, die über die Website zugänglich sind.

Zum Africa Monitor

Africa Debt Database

Die Africa Debt Database ist der bislang detaillierteste und umfassendste Datensatz zur Auslandsverschuldung afrikanischer Regierungen. Sie geht über bestehende aggregierte Datensätze hinaus, indem sie Informationen zu einzelnen Krediten und Anleihen, insbesondere zu den finanziellen Konditionen der einzelnen Instrumente, bereitstellt.

Mehr zur Africa Debt Database

Africa Infrastructure Database

The world's largest open database of identified infrastructure assets, businesses, and economic geography in Africa - comprising 15.1 million points of interest and 4.4 million km of network infrastructure in 54 economic categories, alongside high-resolution data on household wealth, economic activity, population, and accessibility. It is provided in both raw form and aggregated (by category) over a 96km2 (9.7km diameter) hexagonal equal-area grid. This data should be cited as coming from Krantz, S. (2024). "Mapping Africa’s Infrastructure Potential with Geospatial Big Data and Causal ML". Kiel Working Paper 2276.

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