Textile factory © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Globalisierung und nachhaltiger Strukturwandel

Die internationale Gemeinschaft hat sich zur Erreichung der Globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) bis 2030 verpflichtet. Dazu gehört, neben dem Ziel die absolute Armut zu eliminieren, die Förderung von Frieden und guter Regierungsführung sowie die Zusammenarbeit zwischen Ländern in verschiedenen Stadien der wirtschaftlichen Entwicklung zu intensivieren. Auch bei der Ausgestaltung zukünftiger internationaler Verflechtungen steht Nachhaltigkeit immer mehr im Fokus. Daraus leitet sich eine zukunftsorientiertere Politikperspektive ab, die zugleich auf bessere Lebensumstände für Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern und eine gesundere Umwelt zielt. Dies wird insbesondere auf lange Sicht relevant, wenn negative soziale und ökologische Auswirkungen unregulierter wirtschaftlicher Aktivitäten sichtbarer werden. Kurzfristig kann eine solche Politik jedoch das Wachstum bremsen und die Bemühungen um Armutsbekämpfung konterkarieren.

In einem neu organisierten Forschungsstrang beschäftigen wir uns hauptsächlich mit zwei Aspekten dieses Themenkomplexes.

Zum einen kann die Integration in globale Wertschöpfungsketten ökonomische und soziale Entwicklung fördern sowie die Umwelteffizienz der Wertschöpfung verbessern, aber auch gegenteilige Wirkungen haben. Wir analysieren die lokalen Wohlfahrtseffekte globaler wirtschaftlicher Verflechtungen am Beispiel des großflächigen Landerwerbs in Afrika durch internationale Investoren. Niedrige Arbeitsstandards und Umweltschäden haben zu Forderungen geführt, globale Lieferketten nachhaltiger zu gestalten. Die beiden Hauptansätze zur Verbesserung der Nachhaltigkeit entlang globaler Wertschöpfungsketten sind regulatorische Maßnahmen, die von den Regierungen von Industrieländern festgelegt werden, und freiwillige Ansätze, die auf die Verbraucher*innen abzielen. In einem neuen Forschungsnetzwerk untersuchen wir die Governance nachhaltiger globaler Wertschöpfungsketten. Dabei arbeiten wir auch mit dem Kiel Center for Globalization (KCG) zusammen, einem Netzwerk, das Forschungen aus Ökonomie, Ethik und Managementwissenschaft zu globalen Lieferketten bündelt.

Zum anderen muss die enge Verbindung von Strukturwandel und Umweltveränderungen beim Gestalten globaler und nationaler Politik beachtet werden. Ein Hauptaugenmerk liegt hierbei auf dem Agrarsektor, dessen Produktivität von günstigen klimatischen Bedingungen abhängt. Es gibt umgekehrt auch die Sorge, dass ambitionierte Klimapolitik den Ausbau industrieller Aktivitäten verhindert, der eigentlich für langfristiges Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung nötig wäre. Außerdem drohen arme Haushalte unter steigenden relativen Preisen für kohlenstoffintensive Produkte und Dienstleistungen zu leiden. Die Kosten für die Abfederung klimawandelinduzierter wirtschaftlicher Schäden durch Anpassungsmaßnahmen werden zu großen Teilen von der Integration betroffener Länder und Sektoren in die Weltwirtschaft abhängen.

Ausgewählte externe Projektpartner

Tilman Altenburg (DIE, Bonn); Clemens Breisinger (International Food Policy Research Institute); Christian Henning (Institut für Agrarökonomie, CAU Kiel); Jann Lay (GIGA, Hamburg)

 

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