Kiel Trade Indicator

Der Kiel Trade Indicator schätzt die Handelsströme (Im- und Exporte) von 75 Ländern und Regionen weltweit, sowie des Welthandels insgesamt. Grundlage ist die Auswertung von Schiffsbewegungsdaten in Echtzeit.

Datenupdate 11. März 2024

Der Konflikt im Nahen Osten verändert die internationalen Handelsrouten auf See. Die Anzahl an Containerschiffen, die das Rote Meer und den Suezkanal passieren, ist im Februar im Vergleich zum Januar abermals gesunken. Gleichzeitig hat sich die Menge an Schiffen rund ums Kap der Guten Hoffnung vor Afrika verdreifacht. Gesamtwirtschaftlich und speziell für die deutsche Wirtschaft sind aber keine negativen Folgen zu erwarten, sowohl die Frachtraten nach Europa also auch die ankommende Warenmenge in der Nordsee stabilisieren sich. Dies geht aus dem jüngsten Update des Kiel Trade Indicators hervor. Der Algorithmus wertet die weltweiten Positionsdaten von Containerschiffen in Echtzeit aus.

Gegenwärtig fahren täglich noch etwa 40 Containerschiffe durch das Rote Meer, im vergangenen Jahr waren es durchschnittlich deutlich über 100 Schiffe. Die aktuelle Schiffsmenge liegt nahe am Tiefpunkt von Mitte Januar, zwischenzeitlich hatte sie sich auf rund 50 Schiffe erholt. Damit ist der Einbruch des Schiffsverkehrs im Roten Meer seit den Angriffen der Huthi-Rebellen offenbar noch nicht gestoppt.

„Auch wenn die gesamtwirtschaftlichen Folgen überschaubar sind: Die abermalige Unterbrechung gewohnter Handelsrouten im Nadelöhr des Roten Meeres trifft auf eine sensibilisierte Stimmung für geoökonomische Risken und Abhängigkeiten", sagt Julian Hinz, Direktor des Forschungszentrums Handelspolitik und neuer Leiter des Kiel Trade Indicators. 

Mehr dazu lesen Sie in unserer Medieninformation:
Schiffsdurchfahrten im Roten Meer – erneuter Einbruch nach leichter Stabilisierung

Information zum Update

Wir arbeiten momentan an einer Verbesserung des Kiel Trade Indicator Algorithmus. Während dieser Zeit finden die Updates unregelmäßig zu Beginn eines Monats statt und zeigen keine Werte für Importe und Exporte. Etwa ab Sommer veröffentlichen wir wieder in gewohnter Form, mit dann verbesserter Methodik 


Schiffsdaten

Diese Grafik zeigt die tägliche Anzahl von Containerschiffen im Roten Meer.

Diese Grafik zeigt die wöchentlichen Hafenanläufe in Nordwesteuropa.

Diese Grafik zeigt die durchschnittlichen Frachtraten von China nach Nordeuropa und den weltweiten Durchschnitt.

Diese Grafik zeigt die weltweite Anzahl der fahrenden Containerschiffe.

Diese Grafik zeigt die Anzahl der wöchentlichen Hafenanläufe in Russland und der Ukraine.


Über den Kiel Trade Indicator

Der Kiel Trade Indicator schätzt die Handelsflüsse (Im- und Exporte) von 75 Ländern und Regionen weltweit, sowie des Welthandels insgesamt. Im Einzelnen umfassen die Schätzungen über 50 Länder sowie Regionen wie die EU, Subsahara-Afrika, Nordafrika, den Mittleren Osten oder Schwellenländer Asiens. Grundlage ist die Auswertung von Schiffsbewegungsdaten in Echtzeit. Ein am IfW Kiel programmierter Algorithmus wertet diese unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz aus und übersetzt die Schiffsbewegungen in preis- und saisonbereinigte Wachstumswerte gegenüber dem Vormonat.

Die Auswertung erfolgt einmal im Monat um den 5. und liefert aktualisierte Handelszahlen für den vergangenen und den laufenden Monat.

Anlegende und ablegende Schiffe werden dabei für 500 Häfen weltweit erfasst. Zusätzlich werden Schiffsbewegungen in 100 Seeregionen analysiert und die effektive Auslastung der Containerschiffe anhand des Tiefgangs gemessen. Mittels Länder-Hafen-Korrelationen können Prognosen erstellt werden, auch für Länder ohne eigenen Tiefseehafen.

Der Kiel Trade Indicator ist im Vergleich zu den bisherigen Frühindikatoren für den Handel deutlich früher verfügbar, deutlich umfassender, stützt sich mit Hilfe von Big Data auf eine bislang einzigartig große Datenbasis und weist einen im Vergleich geringen statistischen Fehler aus. Der Algorithmus des Kiel Trade Indicators lernt mit zunehmender Datenverfügbarkeit dazu (machine learning), so dass sich die Prognosegüte im Lauf der Zeit weiter erhöht.

Methodik des Kiel Trade Indicator

Die Schiffsdaten für den Kiel Trade Indicator werden bereitgestellt von FleetMon